Eine Insel fehlt noch...

In den letzten 5 Jahren habe ich 16 Schottische Inseln und Halbinseln bereist: Arran, Islay, Jura, Mull, Kintyre, Iona, Skye, Barra, North und South Uist, Eriskay, Benbecula, Harris, Lewis, Tanera Mor und Orkney Mainland. Jede dieser Inseln hat ihren ganz eigenen Charakter und ein Vergleich ist kaum möglich. So unterschiedlich wie die Landschaften sind auch ihre Bewohner und deren Gebräuche. Selbst die Geschichte der Inseln sind zum Teil völlig unterschiedlich. 

Es gibt noch so viele Schottische Inseln, die ich bereisen möchte, jedoch liegt derzeit meine ganze Neugierde bei der nördlichsten Schottischen Inselgruppe - den Shetlands. Auf 60 Grad Nord, noch einmal ca. 200 km nördlicher als die Orkneys, liegt diese Inselgruppe, die mehr von Skandinavischen als Britischen Einflüssen geprägt ist. Die Vikinger lassen Grüßen. Das Klima dort ist rau und kühl- aber das kenne und liebe ich ja. Wie fast immer, habe ich mich für eine eher ungewöhnliche Reisezeit entschieden: Ostern, im April 2017. Die Tage werden noch kurz sein und die Chance auf gutes Wetter gering. Aber um die Bewohner und ihr Leben kennen zu lernen, die Landschaft zu erleben und evtl. Nordlichter zu fotografieren ist die Zeit ausgezeichnet. Eine Unterkunft in Lerwick ist schon gebucht.

Mit meinem Motorrad werde ich dieses Mal nicht fahren, weil die Anfahrt einfach zu lange dauern würde und ich so viel Zeit leider nicht habe. Mit ein paar mal umsteigen kommt man mit dem Flugzeug gut in einem Tag zu den Shetlands. Meine "Ich-fliege-auf-Schottische-Inseln-Expertin" Biggi ist natürlich wieder mit von der Partie und somit sollte einer reibungslosen Anreise nichts im Wege stehen. Dort werde ich mich dann mit einem, hoffentlich geeigneten, Mietwagen fortbewegen. Die Vorfreude auf die Reise fängt schon wieder an, auf die Entdeckung einer für mich unbekannten Schottischen Insel.

Von den Vorbereitungen und der Reise werde ich hier natürlich berichten. Über Anregungen und Tipps von Shetland "Erfahrenen" würde ich mich sehr freuen und diese gerne in meine Vorbereitungen einfließen lassen.

 

Auf dem Weg zu den Shetland Isles

Ostersamstag Nachmittag - ich sitze hier seit geraumer Zeit in Aberdeen am Flughafen und warte auf den Abflug nach Sumburgh auf den Shetland Isles. Die Sonne scheint kräftig durch die scharfumrissenen Wolken - es sind 8 Grad Celsius. Die kleine Maschine von Flybe ist noch nicht da. Wenn alles weiterhin gut geht, werden wir, Biggi und ich, gegen 17:00 Uhr, nach ca. 90 Minuten Flugzeit auf den Shetlands landen - und unsere Koffer vielleicht auch. Vom Flughafen in Sumburgh geht's dann mit dem Mietwagen zu unserem Domizil in die Hauptstadt Lerwick. Ganz schön spannend, in den äußersten Norden Schottlands zu reisen. Warum zu den Shetlands?  Nur ein vages Gefühl. Nordlichter, Puffins, Otter? Vielleicht, aber erst einmal Ankommen.

Ostern im Sonnenschein

Gestern noch gut auf den Shetland Isles angkommen, glücklicherweise mit Gepäck, total erschöpft, nach einer 12stündigen Reise. Der Überflug von Aberdeen und die Landung dann im schönsten Sonnenlicht. Die anschließende Fahrt in die Hauptstadt Lerwick war wundervoll. Unsere Unterkunft im Eddlewood Guest House ist prima. Köstliches Abendessen im Queens Hotel, einen Nip Shetland Whisky und dann ab ins Bett.

Heute ist Ostern und das Wetter ist wieder sehr sonnig. Das Thermometer klettert bis auf 8 Grad. Die Highlights der Insel liegen dicht aneinandergereiht: St.Ninijas Isle, Sumburgh Head, Lighthouse, unzählige Vögel, smaragdfarbenes Meer, usw. Wir sind völlig überwältigt von der Schönheit der Shetland Isle Mainland. Das überwältigenste jedoch ist das Licht: alle Farben scheinen zu leuchten, sind unwahrscheinlich intensiv - besonders die vielen Blautöne vom Meer und dem Himmel. Wir sind auf 60° Nord und Sonnenschein ist hier etwas ganz besonderes. Trinke gerade ein Bier aus der Lerwick Brauerei - "60° Nord" - ein sehr treffender Name.

Eine Woche auf den Shetland Isles

Eine wunderschöne Woche auf den Shetlands ist zu Ende. Leider konnte ich den Blog nicht weiter live schreiben, da es erhebliche Schwierigkeiten mit dem angebotenen WLAN gab. Meistens hatte ich gar keinen Zugang zum Internet oder nur sehr langsamen.  Also berichte ich jetzt in einer Zusammenfassung.

Zuallererst zum Wetter: es war für diese Jahreszeit deutlich zu kalt. Selbst die Einheimischen klagten über die anhaltende Kälte. Das Thermometer kletterte am Tage so auf 2 bis 10 Grad Celsius und nachts nur auf minus 3 Grad. Dafür hatten wir sehr viel Sonnenschein. Nur kurze Unterbrechungen durch Wolken. Die Regenschauer waren selten. Dafür durften wir zweimal Schnee und Hagel erleben, was die Landschaft dann für eine kurze Zeit wie mit Puderzucker bestreut aussehen ließ. Für meine fotografischen Ambitionen ideal!

Die Hauptinsel der Shetlands (59 - 61 Grad Nord) hat so ungefähr eine Länge von Süd bis Nord von 110 km und eine Breite von Ost nach West von 50 km. Sie liegt zwischen Nordatlantik und Nordsee auf dem gleichen Breitengrad wie Süd-Grönland.

Die Straßen sind, was den Fahrbahnbelag angeht,  in einem außerordentlich guten Zustand. Die Haupstraße, die die Insel in der Längsachse durchschneidet, ist bis auf das letzte nördliche Ende zweispurig. Alle anderen Straßen sind weitgehend einspurig mit Ausweichstellen für den geringen Gegenverkehr.

In der Hauptstadt Lerwick leben ca. 7.000 der ca. 20.000 Einwohner der Insel(n). Dominiert wird die Stadt durch ihren verhältnismäßig großen Hafen für Fährschiffe, Fischereifahrzeuge (frischer kann man Fisch nicht bekommen) und Versorgungsschiffe für die naheliegenden Ölbohrinseln. Auch wir haben dort eine prima Unterkunft im Eddlewood Guest House gefunden. Das Zimmer war geräumig, gemütlich und sauber und das Frühstück, wie in Schottland üblich, äußerst opulent. Eine tolle Ausgangsbasis für unsere täglichen Exkursionen über die Insel. Das Shetland-Museum in Lerwick darf man einfach nicht verpassen, will man sich ausführlich über Stand und Geschichte der Inseln informieren (Eintritt kostenlos).

Da die Jahreszeit zu früh (siehe Temperaturen), war ich dieses mal nicht mit meinem Motorrad unterwegs, sondern mit einem kleinen Mietwagen von Suzuki. Für eine Woche war das absolut o.k und hatte den Vorteil, dass ich meine gesamte Kameraausrüstung inkl. Stativ immer bei mir haben konnte.

In einer Woche kann man (fast) alles auf Mainland sehen: zerklüftete Klippen und beeindruckende Küstenlandschaften, endlose weiße Sandstrände an denen Seehunde ein Sonnenbad nehmen, atemberaubende türkisfarbene Buchten und Seen, weite Eiszeittäler mit minimalistischer Vegetation, Seevögel aller Art, wie z.B. die putzigen Papageientaucher (Puffins) am mächtigen Felsen Sumburgh Head. Wir kamen bis auf 10 Meter an die Vögel heran, was sehr zum Fotografieren einlädt.

Die niedlichen Shetlandponys stehen quasi überall herum. Fast jeder Hof hat ein paar oder auch eine ganze Zucht. Die Tiere machen einen sehr robusten Eindruck - stehen sie doch das ganze Jahr im Freien. Mit etwas Glück kann man Otter in freier Wildbahn erleben. Wir hatten das Glück in der Bucht von  Nesting. Den Otter und mich trennten nur 3m Abstand - was uns beiden sehr merkwürdig vorkam. Und mit noch ein wenig mehr Glück kann man von den Felsen aus Delphine, Wale und Orcas beim fischen beobachten.
Weniger dramatisch, aber überall zugegen, sind die lebenden, vierbeinigen Shetland Pullover: Schafe. Sie finden offensichtlich überall etwas essbares. Ihre Population ist weit höher als die der Menschen.

Jedoch was sich nachts am Himmel abspielt, so keine Wolken die Sicht verhindern,  ist sensationell: nach dem Untergang der Sonne erscheint ein Sternenhimmel, den ich noch nie klarer und heller gesehen habe. Keine Lichtverschmutzung trübt die Beobachtung und vor allem die Fotografie vom nördlichen Sternenhimmel. Die Milchstraße ist klar zu erkennen. Sternschnuppen treffen im Minutentakt auf unsere Atmosphäre und zeichnen feine, helle Striche zwischen die Sterne. Gegen Mitternacht hatte ich dann auch das Glück Nordlichter fotografieren zu können. Grün und Purpur strahlten ihre Vorhänge am Horizont. Schon so lange habe ich danach Ausschau gehalten und nun waren sie da und für mich zu fotografieren. Herrlich! Die Temperaturen habe ich beim Anblick dieses Himmels völlig vergessen. Aber 4 Stunden bei minus 2 Grad - da half auch kein Schluck Whisky mehr. Es dauerte bis zum Morgen, bis ich wieder "aufgetaut " war.

Apropos Whisky: Es gibt auf den Shetlands keine ausgewiesene Whiskydestille. Die bekannte Gin Destille Shetland Reel produziert seit ein paar Jahren auch Whisky. Dieser wird jedoch, nach wie vor, mit anderen Single Malts zu einem Blended Malt Whisky verschnitten. Vielleicht wird es in ein paar Jahren einen Shetland Single Malt zu kaufen geben. Interessant wär's schon.

Was bei Fahrten übers Land auffällt ist, dass es nur sehr wenige Tea Rooms, Cafés oder Grocer Stores gibt. Die bleiben weitgehend den beiden "großen" Städten Lerwick und Scalloway vorbehalten. Also als Tipp Nr.1: immer etwas zu Essen und Trinken mitnehmen - es gibt kaum eine Chance in ländlichen Gebieten etwas einzukaufen. Genauso sorgsam sollte man sich über das Tankstellennetz informieren. Auf den Shetland Isles gibt es nicht viele davon und ggf. haben diese auch eng gesteckte Öffnungszeiten. Tipp Nr.2:  wenn es eine Möglichkeit gibt, dann tanke!

Handyverbindung oder Internetzugang auf dem Land - Fehlanzeige. Aber es gibt hier und da hübsche rote Telefonzellen - in the middle of nowhere! 

Die Menschen, die wir getroffen haben, waren alle sehr hilfsbereit und überaus freundlich und man ist schnell in einem Gespräch. Jedoch Touristen aus Germany im April sind für sie - crazy! Ein empfehlenswerter Pub in Lerwick ist die "Lounge Bar". Der Treffpunkt für Fischer, Ölbohrleute, Touristen (falls vorhanden) und alle, die gerne 'mal ein Pint trinken. Immer mittwochs und meistens samstags gibt es gute Live-Musik im ersten Stock ab 21 Uhr. Während des mittlerweile sehr bekannten Folk Festivals, Ende April, sowieso.

Fazit: Die nördlichsten aller Schottischen Inseln sind in jedem Fall eine Reise wert. Voraussetzung sind die Liebe zu unberührter Natur und endlos einsamen Landschaften. Die Shetlands sind mehr  von den Wikingern und Norwegern beeinflusst als von den Schotten. Kein Rock, kein Dudelsack, keine Trutzburgen (außer der Ruine von Scalloway), kein Gälisch, keine Bäume,  kein eigener Single Malt Whisky.

Aber es ist wild, rau und urwüchsig - einfach schön! 

 

 

Die neue Live Show wird produziert

18.11.2016

 

Gute Nachrichten für alle, die auf meine neue Live-Show warten - seit ca. 3 Wochen arbeite ich an der neuen Produktion: SCHOTTLAND - Caledonian Road Trip Das Storyboard ist soweit fertig (wird aber noch immer ein wenig abgeändert). Bilder müssen ausgesucht werden, Time-Laps gerechnet , Musik zusammengestellt und der Ablauf soll so programmiert werden, dass es wieder zu einem harmonischen Gesamterlebnis wird. Viele Stunden vor dem Computer werden noch notwendig sein, bis alles fertig ist. Start der Show soll im Winter 2017 sein - sorry, leider geht's nicht schneller. Außerdem werde ich bis dahin noch zwei Mal nach Schottland reisen: im April zu den Shetland Isles und im August werde ich noch einmal eine große Reise an die Orte unternehmen, die ich schon immer einmal sehen wollte und die ich bei den letzten 14 Reisen irgendwie verpasst habe - wegen fehlender Zeit, wegen schlechtem Wetters oder einfach wegen fehlender Kenntnis, dass es diese Orte überhaupt gibt. Einige Fotos von diesen beiden Reisen sollen in die neue Präsentation natürlich auch noch mit einfließen. Also: es gibt viel zu tun! Technisch wird sich im Vergleich zur letzten Show auch noch einiges verändern: eine sehr hohe Auflösung der Fotoprojektion soll noch mehr Brillianz in die Bilder bringen und das Bilderlebnis noch intensiver machen. Damit die gewaltigen Datenmengen von Fotos, Musik, Geräuschen, Videos und Schriften punkt- und zeitgenau zur Verfügung stehen, habe ich die neue Software Diashow 10 Ultimate von AquaSoft gekauft, die bis jetzt hervorragend läuft. Also liebe Leute, keine Angst - ich bin immer noch dabei - mit | foto | reise | motorrad | auf meinem Caledonian Road Trip. Bis bald.