Eine wunderschöne Woche auf den Shetlands ist zu Ende. Leider konnte ich den Blog nicht weiter live schreiben, da es erhebliche Schwierigkeiten mit dem angebotenen WLAN gab.
Meistens hatte ich gar keinen Zugang zum Internet oder nur sehr langsamen. Also berichte ich jetzt in einer Zusammenfassung.
Zuallererst zum Wetter: es war für diese Jahreszeit deutlich zu kalt. Selbst die Einheimischen klagten über die anhaltende Kälte. Das Thermometer kletterte am Tage so auf 2
bis 10 Grad Celsius und nachts nur auf minus 3 Grad. Dafür hatten wir sehr viel Sonnenschein. Nur kurze Unterbrechungen durch Wolken. Die Regenschauer waren selten. Dafür durften
wir zweimal Schnee und Hagel erleben, was die Landschaft dann für eine kurze Zeit wie mit Puderzucker bestreut aussehen ließ. Für meine fotografischen Ambitionen ideal!
Die Hauptinsel der Shetlands (59 - 61 Grad Nord) hat so ungefähr eine Länge von Süd bis Nord von 110 km und eine Breite von Ost nach West von 50 km. Sie liegt zwischen
Nordatlantik und Nordsee auf dem gleichen Breitengrad wie Süd-Grönland.
Die Straßen sind, was den Fahrbahnbelag angeht, in einem außerordentlich guten Zustand. Die Haupstraße, die die Insel in der Längsachse durchschneidet, ist bis auf das
letzte nördliche Ende zweispurig. Alle anderen Straßen sind weitgehend einspurig mit Ausweichstellen für den geringen Gegenverkehr.
In der Hauptstadt Lerwick leben ca. 7.000 der ca. 20.000 Einwohner der Insel(n). Dominiert wird die Stadt durch ihren verhältnismäßig großen Hafen für Fährschiffe,
Fischereifahrzeuge (frischer kann man Fisch nicht bekommen) und Versorgungsschiffe für die naheliegenden Ölbohrinseln. Auch wir haben dort eine prima Unterkunft im Eddlewood Guest
House gefunden. Das Zimmer war geräumig, gemütlich und sauber und das Frühstück, wie in Schottland üblich, äußerst opulent. Eine tolle Ausgangsbasis für unsere täglichen
Exkursionen über die Insel. Das Shetland-Museum in Lerwick darf man einfach nicht verpassen, will man sich ausführlich über Stand und Geschichte der Inseln informieren (Eintritt
kostenlos).
Da die Jahreszeit zu früh (siehe Temperaturen), war ich dieses mal nicht mit meinem Motorrad unterwegs, sondern mit einem kleinen Mietwagen von Suzuki. Für eine Woche war das
absolut o.k und hatte den Vorteil, dass ich meine gesamte Kameraausrüstung inkl. Stativ immer bei mir haben konnte.
In einer Woche kann man (fast) alles auf Mainland sehen: zerklüftete Klippen und beeindruckende Küstenlandschaften, endlose weiße Sandstrände an denen Seehunde ein Sonnenbad
nehmen, atemberaubende türkisfarbene Buchten und Seen, weite Eiszeittäler mit minimalistischer Vegetation, Seevögel aller Art, wie z.B. die putzigen Papageientaucher (Puffins) am
mächtigen Felsen Sumburgh Head. Wir kamen bis auf 10 Meter an die Vögel heran, was sehr zum Fotografieren einlädt.
Die niedlichen Shetlandponys stehen quasi überall herum. Fast jeder Hof hat ein paar oder auch eine ganze Zucht. Die Tiere machen einen sehr robusten Eindruck - stehen sie doch
das ganze Jahr im Freien. Mit etwas Glück kann man Otter in freier Wildbahn erleben. Wir hatten das Glück in der Bucht von Nesting. Den Otter und mich trennten nur 3m
Abstand - was uns beiden sehr merkwürdig vorkam. Und mit noch ein wenig mehr Glück kann man von den Felsen aus Delphine, Wale und Orcas beim fischen beobachten.
Weniger dramatisch, aber überall zugegen, sind die lebenden, vierbeinigen Shetland Pullover: Schafe. Sie finden offensichtlich überall etwas essbares. Ihre Population ist
weit höher als die der Menschen.
Jedoch was sich nachts am Himmel abspielt, so keine Wolken die Sicht verhindern, ist sensationell: nach dem Untergang der Sonne erscheint ein Sternenhimmel, den ich noch nie
klarer und heller gesehen habe. Keine Lichtverschmutzung trübt die Beobachtung und vor allem die Fotografie vom nördlichen Sternenhimmel. Die Milchstraße ist klar zu erkennen.
Sternschnuppen treffen im Minutentakt auf unsere Atmosphäre und zeichnen feine, helle Striche zwischen die Sterne. Gegen Mitternacht hatte ich dann auch das
Glück Nordlichter fotografieren zu können. Grün und Purpur strahlten ihre Vorhänge am Horizont. Schon so lange habe ich danach Ausschau gehalten und nun waren sie da und für
mich zu fotografieren. Herrlich! Die Temperaturen habe ich beim Anblick dieses Himmels völlig vergessen. Aber 4 Stunden bei minus 2 Grad - da half auch kein Schluck Whisky
mehr. Es dauerte bis zum Morgen, bis ich wieder "aufgetaut " war.
Apropos Whisky: Es gibt auf den Shetlands keine ausgewiesene Whiskydestille. Die bekannte Gin Destille Shetland Reel produziert seit ein paar Jahren auch Whisky. Dieser
wird jedoch, nach wie vor, mit anderen Single Malts zu einem Blended Malt Whisky verschnitten. Vielleicht wird es in ein paar Jahren einen Shetland Single Malt zu kaufen
geben. Interessant wär's schon.
Was bei Fahrten übers Land auffällt ist, dass es nur sehr wenige Tea Rooms, Cafés oder Grocer Stores gibt. Die bleiben weitgehend den beiden "großen" Städten Lerwick und
Scalloway vorbehalten. Also als Tipp Nr.1: immer etwas zu Essen und Trinken mitnehmen - es gibt kaum eine Chance in ländlichen Gebieten etwas einzukaufen. Genauso
sorgsam sollte man sich über das Tankstellennetz informieren. Auf den Shetland Isles gibt es nicht viele davon und ggf. haben diese auch eng gesteckte Öffnungszeiten. Tipp
Nr.2: wenn es eine Möglichkeit gibt, dann tanke!
Handyverbindung oder Internetzugang auf dem Land - Fehlanzeige. Aber es gibt hier und da hübsche rote Telefonzellen - in the middle of nowhere!
Die Menschen, die wir getroffen haben, waren alle sehr hilfsbereit und überaus freundlich und man ist schnell in einem Gespräch. Jedoch Touristen aus Germany im April sind für
sie - crazy! Ein empfehlenswerter Pub in Lerwick ist die "Lounge Bar". Der Treffpunkt für Fischer, Ölbohrleute, Touristen (falls vorhanden) und alle, die gerne 'mal ein Pint
trinken. Immer mittwochs und meistens samstags gibt es gute Live-Musik im ersten Stock ab 21 Uhr. Während des mittlerweile sehr bekannten Folk Festivals, Ende April, sowieso.
Fazit: Die nördlichsten aller Schottischen Inseln sind in jedem Fall eine Reise wert. Voraussetzung sind die Liebe zu unberührter Natur und endlos einsamen Landschaften. Die
Shetlands sind mehr von den Wikingern und Norwegern beeinflusst als von den Schotten. Kein Rock, kein Dudelsack, keine Trutzburgen (außer der Ruine von Scalloway), kein
Gälisch, keine Bäume, kein eigener Single Malt Whisky.
Aber es ist wild, rau und urwüchsig - einfach schön!